Finanzwissen: Was ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und wofür wird es benutzt?
Die Aktienmärkte sind in der jüngsten Vergangenheit überaus gut gelaufen. So hat beispielsweise der MSCI World über die letzten zwölf Monate gut 22 Prozent zugelegt, der S&P 500 erzielte sogar ein Plus von gut 26 Prozent. Wenn die Aktienmärkte boomen, freut dies selbstverständlich die Anleger. Doch ergibt sich nach einem längeren Zeitraum des Anstiegs ein Umstand, der Anleger oft in eine etwas verzwickte Situation bringt: Zwar sind vor allem die „Gewinneraktien“ aufgrund ihrer positiven Entwicklung attraktive Anlageziele, gleichzeitig bedeutet die Hausse an den Börsen jedoch auch, dass die Wertpapiere deutlich teuer geworden sind. Für Investoren stellt sich dann die Frage, ob dieser höhere Preis gerechtfertigt ist, oder ob die Aktien inzwischen überbewertet sind.
Um diese Frage beantworten zu können, bedienen sich Anleger gern einer ganz besonderen Kennziffer, dem sogenannten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Wir erläutern die Bedeutung und den Nutzen dieser wichtigen Finanzkennzahl.
Berechnung des KGV
Der bekannte Starinvestor Warren Buffett tätigt seine Investments nach verhältnismäßig einfachen Prinzipien. Eines der wichtigsten liegt in dem kaufmännischen Grundsatz, dass der Gewinn im Einkauf liegt, weshalb der CEO von Berkshire Hathaway vorzugsweise Aktien kauft, die er als unterbewertet einstuft. Das Urteil, ob Wertpapiere derzeit über oder unter ihrem eigentlichen Wert gehandelt werden, treffen Profi-Anleger wie Buffet mithilfe einer nützlichen Kennziffer, dem Kurs-Gewinn-Verhältnis.
Dieses setzt den Aktienkurs eines Unternehmens ins Verhältnis zum Gewinn pro Aktie. Dafür wird der Kurs des entsprechenden Titels durch den auf eine Aktie entfallenden Jahresüberschuss geteilt. Das Ergebnis dieser Berechnung gibt an, nach wie vielen Jahren Anleger bei gleichbleibenden Unternehmensgewinnen den aktuellen Preis für die Aktie zurückerhalten würden.
Sinn und Zweck dieser Kennzahl ist es, zu beurteilen, wie hoch die Aktie im Vergleich zu den vom Unternehmen erwirtschafteten Gewinnen bewertet ist. Das KGV setzt also die Bewertung eines Unternehmens in Relation zu seiner Ertragskraft. Wie wir erklären, soll diese Gegenüberstellung Anlegern als Richtschnur bei der Einschätzung dienen, ob eine Aktie über- oder unterbewertet ist – so kann ein niedriges KGV darauf hindeuten, dass ein Titel unter seinem tatsächlichen Wert gehandelt wird, während ein hohes KGV ein Zeichen für eine Überbewertung sein kann.
Interpretation des KGV
Auch wenn grundsätzlich gilt, dass eine Aktie umso preisgünstiger ist, je niedriger das KGV ausfällt, so hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis für sich allein betrachtet doch nur eine begrenzte Aussagekraft. Aus diesem Grund sollte das KGV nicht nur in Verbindung mit weiteren Kennzahlen des Unternehmens, sondern vor allem auch im Branchenkontext gesehen werden. Da die Kennzahl von Branche zu Branche sehr unterschiedlich ausfallen kann, lässt sich erst im Vergleich mit dem Branchendurchschnitt von einer Unter- oder Überbewertung sprechen. So zählt beispielsweise die hiesige Automobilindustrie mit zumeist einstelligen KGVs zu den „billigsten“ Branchen in Deutschland – um das Kurs-Gewinn-Verhältnis eines Automobilherstellers interpretieren zu können, gilt es also, diesen Umstand zu berücksichtigen. Auch eine Betrachtung des KGV im zeitlichen Verlauf kann interessante Aufschlüsse über das Unternehmen geben.
Ob ein KGV als günstig eingestuft wird, hängt darüber hinaus von den aktuellen Marktgegebenheiten ab. So gilt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis in Krisenzeiten schneller als überteuert als in guten Marktphasen.
Mit uns bequem in Aktien investieren
Die Berechnung und vor allem die Bewertung des KGV ist also eine durchaus vielschichtige Angelegenheit. Für Anleger, die sich nicht unbedingt mit den Komplexitäten der Einzeltitelauswahl auseinandersetzen möchten, empfiehlt sich aus diesem Grund das Aktieninvestment über einen alternativen Weg: über Aktienfonds. Hier findet die Selektion durch ein kompetentes und erfahrenes Fondsmanagement statt, das die Fundamentalanalyse der Einzelwerte übernimmt und so ein Portfolio aus aussichtsreichen Aktien zusammenstellt. Unsere Geschäftspartner helfen bei der Auswahl der passenden Aktienfonds und stellen für Anleger ein ausgewogenes Fondsportfolio zusammen.